Sonntag, 25. Dezember 2005

an der kasse

nachdem die frau vor mir ihre einkäufe zurück in den wagen geräumt hat, geht sie sehr akribisch ihren kassenbon durch. diesmal scheint alles in ordnung zu sein und der joghurt zum aktionspreis wurde anscheinend auch wirklich zum aktionspreis abgerechnet. die tatsache, dass man sie nicht beschissen hat, scheint sie aber auch nicht glücklicher zu machen. freudlos und verbittert zieht sie weiter zum nächsten lebensschauplatz, um vielleicht dort einen indizienbeweis dafür zu finden, dass man sie immer nur reinlegen will. wer weiss - vielleicht hat sie gute gründe für diese haltung ...

Donnerstag, 22. Dezember 2005

blöde fragen

"ich hätte da 'mal 'ne ganz blöde frage" oder noch verschärft "ich hab' da 'mal 'ne saublöde frage" - wer schon so ankommt! Ebenso blöd wäre es, jetzt zu phrasieren "es gibt keine dummen fragen, nur dumme antworten". doch - es gibt dumme fragen und dumme fragen verdienen blöde antworten. wie ich dieses schleimige, sich intellektuell in den staub werfen manchmal hasse. es kommt immer von leuten, die sowieso nie zuhören. die würden nicht einmal bemerken, dass hinter ihnen ein schild hängt, auf dem genau ihre frage beantwortet wird.

fragen ist natürlich ok - wer nicht fragt, bleibt dumm - das wissen wir schon aus der sesamstraße. entweder hat man eine berechtigte frage, die ein gewisses problembewußtsein erkennen läßt - dann soll man sie stellen und hat auch eine vernünftige antwort verdient. wenn es eine blöde frage ist, soll man sie nicht stellen und sie für sich behalten. wer so fragt, hatte und hat das betreffende problem sowieso nie ernstgenommen. furchtbar ...

sven regeners adventskalender

das ist mal eine gute idee: bis zum 24. dezember begleitet uns sven regener in seinem element-of-crime-weblog durch die vorweihnachtszeit:

http://regener.blogg.de/

lesenswert und sehr unterhaltsam, insbesondere die täglichen überraschungen im adventskalender, z.b. am 13. dezember:
"Im Adventskalender: Ein halbes Pfund Butter, zehn Eier, drei Apfelsinen. Wenn da mal nicht Oma dahintersteckt!"

mich wundert bei sven regener immer, wie "proper" er geworden ist - sah doch früher immer irgendwie magersüchtig aus. steht ihm aber gut. ist ja auch völlig egal - wer solche textzeilen schreiben kann:
...
"genarrt von einer hoffnung die sich uns immer mehr entzieht
wie eine wolke blauen rauches die uns von innen husten machte
um sogleich als dünner kringel in einen weichen abendhimmel zu entfliehen"
...

("jung und schön")

Mittwoch, 21. Dezember 2005

was andere schreiben

"Je länger man den anderen anschaut, desto unheimlicher schaut er aus. Er schaut nicht zurück. Kontaktaufnahme wird zum Ungeheuer, das erste Wort erstickt unter dem Druck der Möglichkeiten."

Martin Heckmanns

eine stimme in der nacht

gestern hatte jemand geburtstag, der mir mal sehr am herzen lag und leider wegen unzähliger komplikationen aus meinem leben verschwunden ist - was nicht hätte sein müssen, wie ich immer noch glaube.
einer meiner vielen fehler ist, dass ich extrem nachtragend bin. gestern abend aber, kurz vor mitternacht und nach einer fast geleerten flasche rotwein wollte ich mein dreijähriges beleidigtes schweigen endlich brechen und wenigstens einen ernstgemeinten glückwunsch übermitteln. ich hatte noch zehn minuten zeit, um den geburtstagstermin nicht zu verpassen und drückte mit klopfendem herzen auf "wählen" (die alte handynummer fand sich noch im adressbuch). eine kalte stimme sagte daraufhin "kein anschluss unter dieser nummer". unglaublich frustrierend sowas. da nimmt man seinen ganzen mut zusammen und dann fällt alles in sekundenbruchteilen in sich zusammen.

noch fünf minuten. die nummer im büro - die gibt es noch, das weiss ich. und dann hörte ich nach drei jahren zum ersten mal ihre stimme wieder, von irgendeinem band oder einem moderneren speichermedium kommend. die ansage war perfekt, fehlerfrei, flüssig, freundlich und professionell, garantiert nicht für mich bestimmt aber in dieser nacht nur für mich da. ich könne ihr ein fax oder eine e-mail schicken, aber sprachnachrichten würde sie leider nicht annehmen. mittlerweile war der geburtstag nun auch schon vorbei und mein mut völlig verschwunden. trotzdem war es wunderbar, diese so vertraute stimme zu hören und ich habe mir die ansage gleich noch zweimal angehört und mir gesagt, wenigstens habe ich an dich gedacht in dieser nacht, aber du wirst nie von diesem seltsamen somnambulen glückwunschversuch erfahren, denn ich habe die rufnummernübermittlung unterdrückt.

dann trank ich das letzte glas wein, war etwas traurig und ging schlafen und dachte "vielleicht ist es besser so" ...

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